EINE NEUE IDENTITÄT
Die Welt des Karnevals entsteht als Antimaterie, als
bewusste Umkehrung der Verhältnisse des normalen Lebens. Wird im Alltag eher gesellschaftskonformes Verhalten gefordert, feiert der Karneval das
Unangepasste, das Auffällige und das Extravagante. Für ein paar tolle Tage
werden die Rollen getauscht: Der hoch geschätzte Professor wird zum albernen
Clown, der strenge Polizist zum ruchlosen Ganoven und der brave Bankangestellte
zum wilden Rockstar. Unter dem schützenden Mantel des Närrischen darf gesagt
und getan werden, was sonst für Empörung sorgen würde. Der kontrollierte Exzess
Karneval kanalisiert Bedürfnisse, die sonst zurückstehen müssen. Wie ein Kind
wird unbekümmert und lustvoll mit Neuem experimentiert. Das Freud’sche Es
emanzipiert sich vom Verstand des strengen Über-Ichs.
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